Geschwüre, das sind definitionsgemäß offene Wunden auf Haut oder Schleimhaut. Sie können wie das so genannte „offene Bein“ auf der äußeren Oberfläche des Körpers vorkommen oder auch innerlich auftreten. Häufig treten Magengeschwüre und andere Geschwüre der Verdauungsorgane auf, etwa im Mund, im Zwölffingerdarm oder in der Speiseröhre. Es gibt eine Reihe von Arzneimitteln, die bei solchen gastrointestinalen Geschwüren eingesetzt werden. Allerdings werden immer wieder die hohen Kosten und auch die nicht unerheblichen Nebenwirkungen dieser Therapien beklagt. Jetzt überprüften zwei indische Wissenschaftler, welche bei ihnen heimischen Heilpflanzen zur Vorbeugung und zur Behandlung von gastrointestinalen Geschwüren geeignet sind. Sie forschten deshalb einerseits nach traditionellen Überlieferungen, andererseits nach modernen Forschungsarbeiten. Dabei beschäftigten sie sich auch mit Pflanzen, die in Europa wenig bekannt sind, beispielsweise mit der Bengalischen Quitte (Aegle marmelos), die vom indischen Volk der Kani traditionell gegen Geschwüre eingesetzt wird. Erfolgreiche Tierversuche mit dieser Pflanze fanden sich ebenfalls.
Der auch bei uns gut bekannte Knoblauch (Allium sativum) ist in ganz Indien weit verbreitet. Knoblauchsaft enthält Ölbestandteile, die u.a. reich sind an organisch gebundenem Schwefel, Jod und Salizylsäure. In der indischen Ayurveda-Medizin wird Knoblauch zum Beispiel in Kokosöl gebraten – angeblich eine hervorragende Anwendung für Geschwüre, die mit Maden befallen sind. Eine andere Anwendung ist das Auswaschen von Wunden und Geschwüren mit einer Lotion aus Knoblauchsaft und destilliertem Wasser. In kürzlich durchgeführten Tierversuchen war Knoblauchsaft auch wirksam gegenüber Magengeschwüren: einerseits vorbeugend, andererseits beschleunigte der Saft die Heilung vorhandener Geschwüre.
Auch Aloe vera findet sich in ganz Indien. Werden die Blätter auf chronische Wunden gelegt, verschwindet zuerst der Schmerz, danach beginnt die Heilung.
Der Orchideenbaum (Bauhinia variegate) sieht nicht nur wunderschön aus, er enthält auch Quercetin, Rutin, Flavonoide und Apigenin. Die ausgekochte Rinde wird in der ayurvedischen Medizin eingesetzt, um Geschwüre auszuwaschen. Zu den weiteren Zutaten gehören Ingwer, Pfeffer, Kardamom und Zimt. Weniger exotisch muten die aktuellen Studienergebnisse an, die mit Extrakten der Bauhinia-Wurzel durchgeführt wurden. Im Tierversuch hemmte der Extrakt die Entwicklung von Magengeschwüren.
Die Liste der untersuchten Pflanzen ist zwar nicht endlos, aber richtig lang. Die meisten Namen klingen für Mitteleuropäer einigermaßen exotisch. Die indischen Wissenschaftler dagegen freuen sich, dass sich die Wirkung ihrer heimischen, traditionell genutzten Heilpflanzen auch in Studien zeigte. Viele von ihnen haben sich längst auch in wissenschaftlichen Untersuchungen als wirksam in der Behandlung von Geschwüren und chronischen Wunden erwiesen.
Die Autoren bedauern, dass es nur so wenige klinische Studien aus Praxen oder Kliniken gibt.
Quelle: Vimala G, Gricilda Shoba F: A Review on Antiulcer Activity of Few Indian Medicinal Plants. International Journal of Microbiology 2014; Article ID 519590, 14 pages, 2014. doi:10.1155/2014/519590